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Richtiges Verhalten in Schleuse und Reinraum

(Bild: CWS Cleanrooms Deutschland GmbH & Co.KG)
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Ein Reinraum schafft besondere Bedingungen für hochanspruchsvolle Prozesse und Produkte.  Mitarbeiter sind der entscheidende Faktor für den Hygienestatus von Reinräumen – und die häufigste Fehlerursache für Kontaminationen. Daher ist richtiges Verhalten im und um den Reinraum besonders wichtig und strenge Verhaltensregeln müssen bei der Arbeit beachtet werden. Sind die Hintergründe dafür bekannt, steigt das Verständnis und damit die Bereitschaft, diese Regeln einzuhalten. Praxisbeispiele helfen dabei.

Die nachfolgend beschriebenen Verhaltensregeln stellen eine Auswahl häufig in der Praxis beobachteter oder diskussionswürdiger Verhaltensfehler dar, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

Persönliche Hygiene

Alle Personen, die einen Reinraum betreten, unterliegen strengen Hygieneregeln, um das Risiko von Kontaminierung so weit wie möglich zu reduzieren. Dieser Stellenwert der persönlichen Hygiene sollte deshalb klar kommuniziert und in der Praxis gelebt werden. Hierbei zählt der Beitrag jedes Einzelnen, denn am Ende findet im Reinraum ein Summeneffekt statt. Somit ist die Arbeit im Reinraum immer eine Teamleistung.

Bei der persönlichen Hygiene liegt der Fokus auf der Körper-, und hier besonders auf der Händehygiene. Vor der Reinraumarbeit sollten möglichst keine Körperpflegeprodukte, Kosmetika u. ä. Drogerieartikel aufgetragen werden. Das gilt sowohl für Haare als auch für die Haut. Hier gilt klar der Leitsatz: Weniger ist mehr! Schließlich geht es bei der Arbeit im Reinraum nicht darum, gut auszusehen. Folglich gilt für Hände und im Gesicht: Natur pur. Dem Trend zu Nageldesign und Wimpernverlängerung muss widerstanden werden.

Schmuck im Reinraum

Bezahlt macht sich auch Konsequenz beim Verbot von sichtbarem Schmuck, denn daran haften Partikel und Mikroorganismen. Zudem entstehen durch Bewegung Reibung und damit Material- und Hautabrieb. Dies gilt auch für Schmuck, der unter dem Handschuh getragen wird. Damit gewinnt die Frage an Bedeutung, wann das erste Paar Handschuhe angelegt wird. Befindet man sich da nicht bereits in der Personalschleuse? Weiterhin steht die Frage im Raum, ob ein Ring am Finger vielleicht den Handschuh beschädigen kann. Ein weiteres Themengebiet liefert die Arbeitssicherheit an dieser Stelle. All dies spricht klar gegen das Tragen von Schmuck im Reinraum.

Reinraumkleidung

Für die Reinheitsanforderungen im Reinraum spielt die Reinraumkleidung inkl. der richtigen Handhabe und dem dazu gehörenden Ankleideprozedere eine wichtige Rolle. Schließlich ist die Reinraumkleidung die einzige Barriere zwischen der Partikel- und Keimschleuder Mensch und dem Reinraum. Dabei gestaltet sich das korrekte Ankleiden in der Praxis v. a. für den Reinraumoverall und die sterilen Handschuhe immer wieder als Herausforderung. Es bedarf also eines intensiven Trainings und entsprechender Übung. Denn fällt auch nur ein Overallbein zu Boden, weil der Stoff sehr rutschig sein kann, ist dieser ein Fall für die Wäsche und ein neuer Overall muss her. In der passenden Größe natürlich, denn sonst droht der sogenannte Pumpeffekt.

Hierbei handelt es sich um eine unkontrollierte Freisetzung von Kontaminationen aus dem Kragenbereich bei einer schnellen Bewegung nach unten, sodass sich der Overall um den Körper spannt.

Kontrollierte Bewegungen

Das bringt uns zu diesen Merksätzen: Bitte bewegen Sie sich langsam und kontrolliert. Vermeiden Sie schnelle und hektische Bewegungen. Dies gilt für sämtliche Tätigkeiten im Reinraum, z. B. auch die Reinigung. Stress bzw. Eile und Reinraum vertragen sich nicht.

Dies ist der besonderen Luftführung im Reinraum geschuldet. Im Idealfall kommt die maximal saubere Luft über die Decke in die Räumlichkeiten und gelangt möglichst bodennah wieder aus dieser heraus. Kontaminationen, egal welcher Art, werden folglich stets zu Boden gedrückt und sammeln sich dort an. Wenn nun das Reinraumpersonal zu schnell läuft, werden diese Kontaminationen wieder aufgewirbelt. Zudem entsteht so ein negativer Effekt auf die Luftführung des Raums.

Luftführung im Reinraum

Die konzipierte Luftführung von Reinraum und Schleuse sollten durch die Tätigkeiten und Maschinen im Reinraum möglichst wenig beeinflusst werden. Einen häufigen Fehler begeht man, wenn Abluftöffnungen teilweise oder sogar ganz verstellt werden. Schließlich muss ein Rollwagen oder sonstiges Interieur des Reinraums, wie beispielweise ein Tisch, irgendwo platziert werden. Vor der Abluftöffnung ist meist Platz, um Dinge abzustellen. Das ist aus den beschriebenen Gründen allerdings keine gute Idee. Für den optimalen Abtransport aller luftgetragenen Kontaminationen sollte sich auch keine waagerechte Fläche über der Abluftöffnung befinden. Mülleimer o. ä. stehen also auch nicht gleich neben dieser.

Husten und Niesen

Besonders häufig kontrovers diskutiert wird das Thema Husten und Niesen im Reinraum. Darf man diese physiologischen Reaktionen auf chemische oder physikalische Reize verbieten? Sollte man es also unterdrücken? Die Regelungen dazu obliegen dem Reinraumbetreiber. Sinnvoll ist es in jedem Fall, sich mögliche Lösungen für beide Probleme zu überlegen, auch wenn in der Praxis im Reinraum sehr selten gehustet oder geniest wird – vorausgesetzt man ist gesund. Eine Option wäre es, Reinraumtücher zu Hilfe zu nehmen und diese schnell vor Mund und Nase zu halten. Sämtliche Tröpfchen sollten spätestens in den Tüchern festgehalten werden, sodass es am sinnvollsten ist, diese Tücher auch erst in der Personalschleuse vom Gesicht zu nehmen und zu entsorgen. Sämtliche Reinraumkleidung, insbesondere Mundschutz, evtl. Augenschlitzhaube und Handschuhe müssen nach dieser Aktion getauscht werden. Danach erfolgt ein erneutes Ankleiden entsprechend der Vorgaben der jeweiligen Reinheitsklasse.

Vielleicht haben Sie aber den Reinraum soeben erst betreten und können auf kurzem Wege wieder zurück in die Personalschleuse, um dort das Husten und/oder Niesen zu erledigen. Somit gelangt Ihr Aerosol erst gar nicht in den Reinraum. Ungebremst bzw. ohne Mundschutz o. ä. würde der Auswurf bestehend aus Glykoproteinen, Zelltrümmern, Mineralien, Bakterien und Viren, auf einer Strecke von ca. 5-8 m verteilt werden.

Nicht für den Reinraum geeignet ist die aufgrund des Corona-Virus weit verbreitete Regel, in die Armbeuge zu husten oder zu niesen. Das mag in der Öffentlichkeit berechtigt sein, aber wir befinden uns immerhin in einer besonderen Umgebung, nämlich im Reinraum. Tatsächlich ist keine Armbeuge wirklich dicht. Niest oder hustet man hinein, gelangt Aerosol oben und unten am Arm vorbei in den Raum. Zudem würde sich der Auswurf im Anschluss auf der Außenseite der Reinraumkleidung befinden. Mikroorganismen und Partikel würden anschließend munter durch den Reinraum getragen – auch wenn man sich nach dem Husten und Niesen direkt in die Personalschleuse begibt.

Kratzen

Ein häufiger Verhaltensfehler ist auch das Kratzen. Wer kennt das nicht? Es juckt auf dem Kopf oder im Gesicht und schon ist die Hand unterwegs, um dem entgegenzuwirken. Die erste Hürde: die bewusste Wahrnehmung dieses Automatismus des Körpers. Die zweite Hürde ist dann die Selbstbeherrschung. Wenn man diesem Reiz nichts entgegenstellen kann oder will, begibt man sich auf kürzestem Weg in die Personalschleuse. Dort darf gekratzt werden. Dieses Prozedere empfiehlt sich auch für Korrekturen, die an der Reinraumkleidung aus unterschiedlichsten Gründen vorgenommen werden müssen. Hierbei ist auch ein kurzes Zuppeln an Mundschutz oder Schutzbrille gemeint. Hautpartikel und Haare gehören nicht in den Reinraum. Wer mit Reinraumreinigung vertraut ist, wird aber sicherlich bereits das Haar im Reinraum gefunden und beseitigt haben. Und damit natürlich auch Partikel und Mikroorganismen.

First-Air-Effekt

Ein Verhaltensfehler, der auf sämtliche Tätigkeiten in Schleuse und Reinraum übertragen werden sollte, ist der sogenannte First-Air-Effekt. Die Regel lautet: Beugen Sie sich nicht über den Prozess/ das Produkt oder gereinigte oder desinfizierte Flächen. Andernfalls wird durch die spezifische Luftführung in den Räumlichkeiten die Kontamination vom Reinraumpersonal abgeblasen und gelangt auf direktem Wege dorthin, wo sie nicht hin soll, und stellt damit eine Gefährdung für das Produkt dar. Besonders kritisch wird es immer, wenn am Ende der Wertschöpfungskette ein Mensch steht, der gesund werden möchte.

Personenanzahl in Schleuse und Reinraum

Auch stellt sich die Frage, wie viele Personen sich gleichzeitig in Schleuse und Reinraum befinden dürfen. Kennt das Reinraumpersonal diese Zahlen? Wo sind diese Zahlen verschriftlicht oder im einfachsten Fall vor Ort nachzulesen? Bestehen Sprachbarrieren beim Personal oder aber ist jeder in der Lage, deutsche Texte zu lesen und zu verstehen? Dies wird vom Reinraumverantwortlichen festgelegt und u.a. durch Partikelmessgeräte regelmäßig überwacht und muss den Mitarbeitern kommuniziert werden.

Abschließend seien noch vermeintliche Selbstverständlichkeiten bei der Reinraumarbeit aufgezählt:

1. Kein Rauchen, Essen und Trinken. Dazu gehören auch Kaugummi kauen und Bonbons lutschen.
2. Keine persönlichen Gegenstände, die im Reinraum nicht wirklich für die Tätigkeit benötigt wird (Ausnahmen sind körpernahe Hilfsmittel, z. B. Brille, Hörgerät etc.).
3. Die Sit-over-Bank heißt so, weil sie zum darauf Sitzen gedacht ist.
4. Gleiche Regeln für alle. Es gibt absolut keine Ausnahmen.
5. Eine bebilderte Schleusenordnung sollte vorhanden sein.
6. Regelmäßige Schulung aller Personen, die den Reinraum, und sei es auch noch so kurz, betreten wollen sind Pflicht.
7. Kennen alle Mitarbeitenden reinraumgerechte Haltungen, wie Pinguin, Roboter oder Pharao?
8. Arme nicht verschränken, kein Anlehnen oder Abstützen, sonst droht Kontaminationstransfer.

ReinraumAkademie
info@reinraum-akademie.de
+49 (0) 341 98989-303
www.cws.com/reinraumschulung


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Internet: http://www.cws.com/reinraum

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