MEDICA Start-up COMPETITION und Healthcare Innovation World Cup boten auch im virtuellen Format Spannung pur
Feuerwerk kreativer Entwicklungen: Wenn der Algorithmus beim Röntgen Arthritis erkennt
Von der frühen Diagnose einer Arthritis über eine nachhaltige Energiequelle bis hin zum Wearable, das nicht-invasiv den Füllstand der Harnblase ermittelt: Die große Vielfalt der Digital-Health-Neuheiten spiegelte sich auch in diesem Jahr wider im Rahmen der weltführenden Medizinmesse MEDICA, die pandemiebedingt vom 16. – 19. November 2020 komplett im virtuellen Format als virtual.MEDICA stattfand. In gleich zwei Wettbewerben konnte sich die kreative Gründerszene messen und bot dabei ein Feuerwerk der Ideen: im Rahmen der 9. MEDICA Start-up COMPETITION (17.11.) sowie des `12. HEALTHCARE INNOVATION WORLD CUP´ (16.11.).
Sieger der MEDICA Start-up COMPETITION 2020 wurde Radiobotics aus Dänemark. Stine Mølgaard Sørensen, Mit-Gründerin von Radiobotics, stellte in der Pitch-Session `RBknee´ vor. Dies ist das erste CE-zertifizierte Produkt des jungen Unternehmens. Es erstellt automatisch Befunde, die für die röntgenologische Diagnose von Osteoarthritis am Knie relevant sind und gibt sie in einem Textbericht inclusive Schlussfolgerungen wieder. Zudem wird visuell dargestellt, was der Algorithmus erkannt hat. Sørensen hebt im Gespräch mit MEDICA.de hervor, dass das Unternehmen robuste und klinisch validierte Algorithmen für die Radiologie des Muskel-Skelett-Systems entwickele. Die Radiologie - und Röntgenbilder im Speziellen - seien aus ihrer Sicht besonders geeignet, per Algorithmus ausgewertet zu werden, da hier Bilder zweidimensional vorlägen und relativ einfach ausgewertet werden könnten. Die Software soll den Arzt von Routineuntersuchungen befreien und den Durchsatz erhöhen, indem sie die Analyse und Befundung von Routineröntgenbildern automatisiert und den Arbeitsablauf optimiert. Radiobotics setzt vor allem auf den Einsatz bei Erkrankungen mit relativ niedrigem Risiko, aber hohen Einsatzraten. „Wir wollen etwas entwickeln, was wir genau jetzt einsetzen können“, schildert Sørensen. Dazu arbeitet die Software mit dem verbreiteten Bildarchivierungssystem PACS. Sørensen berichtet, dass Radiobotics mit der Berliner Charité kooperiere und so Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit deutschen Krankenhäusern sammele. Das Start-up hat seinen Hauptsitz in Kopenhagen und sieht im europäischen Markt großes Potential. Die Aufmerksamkeit, die der Sieg bei der MEDICA Start-up COMPETITION 2020 bringt, gibt weiteren Schub für die Fortentwicklung des Unternehmens. Im nächsten halben Jahr ist der Schritt in die USA sowie nach Großbritannien geplant. Um gerüstet zu sein für die Internationalisierung, ist eine weitere Investitionsrunde vorgesehen.
Das virtuelle Siegerpodest der MEDICA Start-up COMPETITION 2020 erklimmen konnte auch die ETH Zürich mit der Entwicklung von `MYLEG´. Dabei geht es darum, Beinamputierten das Gefühl beim Gehen wieder zurückzugeben. Denn fehlendes Gefühl und damit das fehlende Feedback der Füße können vielfach zu Stürzen führen. Ein neuartiges Zusatzgerät, das ergänzend zur kommerziell erhältlichen Prothese zum Einsatz kommt, verhindert dies. Es gibt Feedback über eine Einlegesohle mit Sensoren in Kombination mit einem tragbaren Stimulator, der in einen Gürtel eingebettet ist. Das Team der ETH Zürich konnte damit Platz 3 für sich verbuchen.
Biobrennzelle für Einweg-Medizinprodukte
Mit BeFC belegte ein französisches Start-up den zweiten Platz bei der 9. MEDICA Start-up COMPETITION. Darüber hinaus war es zugleich einer der drei gleichplatzierten Platz-1-Sieger beim HEALTHCARE INNOVATION WORLD CUP 2020. Dabei ist das, was das Start-up anbietet, auf den ersten Blick nicht im Bereich Gesundheit angesiedelt. „Bei BeFC entwerfen und produzieren wir in erster Linie unsere innovative papierbasierte Biobrennstoffzelle, die als nachhaltige und umweltfreundliche Energielösung für Internet-of-things-Geräte und angeschlossene Applikationen mit geringem Stromverbrauch dienen soll“, berichten Jules Hammond, BeFC-Geschäftsführer, und Dr. Marie Berthuel, Senior Scientist & Communication Manager. Der Sinn des Einsatzes dieses Produktes auf dem Gesundheitsmarkt erschließt sich bei näherer Betrachtung: Hier werden oft Einweg-Medizinprodukte verwendet, etwa um Kontaminationsrisiken zu verringern. Diese Geräte werden meist jedoch mit Knopf- oder Knopfzellenbatterien betrieben. Solche Miniaturbatterien sind in der Regel im Produkt versiegelt. Daher könne laut BeFC das Recycling komplex, zeitaufwendig und teuer sein. „BeFC löst dieses ökologische Dilemma, indem es eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Miniaturbatterien bietet“, schildern Hammond und Berthuel nach dem Gewinn der Preise bei der virtual.MEDICA 2020. Jetzt wolle sich BeFC auf die industrielle Erprobung der Papier-Brennstoffzellen und die Veränderung der Produktion konzentrieren, erklärten die beiden nach der Siegerbekanntgabe und ergänzten gegenüber MEDICA.de: „Wir möchten auch unser Team mit talentierten und erfahrenen Personen erweitern, um unser Wachstum zu unterstützen. Zudem hoffen wir, weiterhin mit innovativen Unternehmen zusammenzuarbeiten, um die nächste Generation umweltfreundlicher IoT-Geräte zu entwickeln – wie unser Slogan zusammenfasst: `Gemeinsam mit der Natur die Zukunft antreiben´“.
Nicht weniger interessant sind die beiden weiteren Sieger des Innovation World Cups 2020. inContAlert aus Deutschland hat eine gleichnamige Anwendung präsentiert, wobei es sich bei `inContAlert´ um ein System handelt zur nicht-invasiven Messung der Füllmenge der Harnblase. Und ein riesiges Marktpotenzial könnte sich PKvitality erschließen mit der Anwendung `K'Watch´. Dieses System misst erstmals den Blutzucker über eine Smartwatch.
Die 9. MEDICA Start-up COMPETITION und der 12. Healthcare Innovation World Cup waren Bestandteil des MEDICA CONNECTED HEALTHCARE FORUM, das als englischsprachige Programmkomponente der virtual.MEDICA an den vier Veranstaltungstagen eine Vielfalt von 36 Sessions (mit 56 Speakern) zu aktuellen Digital-Health-Trends und Neuheiten bot. Einen kompakten Rückblick zu den Highlights des Forums sowie zu den Startup-Wettbewerben gibt es online unter: https://www.medica.de/mchf1.
Die virtual.MEDICA 2020 und die parallele Zuliefererfachmesse virtual.COMPAMED 2020 zählten insgesamt 45.000 Fachbesucher (Unique User) aus 169 Nationen, die die virtuellen Veranstaltungsangebote nutzten 405.000 Seitenaufrufe (Page Impressions) generierten.
Die MEDICA 2021 und COMPAMED 2021 werden vom 15. – 18. November 2021 im hybriden Konzept, bestehend aus der Kombination von Live-Plattformen für Fachbesucher auf dem Düsseldorfer Messegelände plus virtueller Angebote, durchgeführt.
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