Die digitale Transformation in Pulver- und Schüttgutprozessen
Kontaktlos, auf Abstand, mit Schutzeinrichtung – das sind die Schlüsselworte in (Nach-)Corona-Zeiten. Das betrifft auch alle Beziehungsebenen zwischen Anlagen- und Komponentenherstellern, den Anlagenbetreibern und den Dienst- und Serviceleistern der Pulver- und Schüttgutindustrien. Großeltern und Enkel machten es mit Videogesprächen vor – das Internet als Schlüssel zum Informationsaustausch und Kontakthalten. Die Krise ist damit auch Treibstoff für das schon lange propagierte Internet of Things. Dank Corona wird klar: es ist Zeit, die Digitalisierung endlich Wirklichkeit werden zu lassen. Wie das gelingen kann, ist auch Thema der POWTECH, die dieses Jahr vom 30. September bis 1. Oktober 2020 als Special Edition in Nürnberg stattfindet. Mit einem angepassten Konzept im Zuge der weltweiten COVID-19-Auswirkungen fokussiert die POWTECH Special Edition dieses Jahr auf Wissenstransfer – unter anderem zum Thema digitale Transformation.
„Bisher fehlte das Bewusstsein für die Notwendigkeit und den Wandel. Es herrscht pure Angst vor dem, was auf uns zukommt. Dabei ist es schon längst da, das Ungetüm, das mit Schlagworten wie IoT, Predictive Maintenance oder Big Data allen die Angst vor dem Verlust der Kontrolle in die Gesichter zeichnet,“ so äußerte sich – noch vor Corona bereits 2019 – Dr. Uwe G. Seebacher (MBA) Global Director Marketing, Communication & Strategy der Andritz AG mit Hauptsitz in Graz. Messwerterfassung, Auswertung, Mustererkennung, Ferndiagnose bis hin zur Fern-Prozessoptimierung, diese völlig kontaktlosen Informationsströme stehen. Seebacher warnte aber: „Es werden vielerorts falsche Schlüsse in Bezug auf IoT, Big Data, Predictive Maintenance – also den Austausch von Daten über die Unternehmensgrenzen hinaus – gezogen. Schlussendlich werden vor diesem Hintergrund anbieter- und abnehmerseitig die notwendigen Entscheidungen und Investitionen nicht entschlossen genug getroffen.“
Da die Digitalisierung alle Bereiche einer Prozessanlage durchdringt – von der Entwicklung mit Simulation über digitale Zwillinge von Assets und Anlagen, von der Feldebene über das ERP bis hin zur vorausschauenden Wartung und Prozessoptimierung – bietet sie mannigfaltige Chancen für Migrationen und Optimierungen. Diese Informationsströme sind auch der Schlüssel zu neuen Kontaktebenen zwischen Prozessbetreibern und Anlagen- bzw. Komponentenanbietern. Der kontaktlose Informationsaustausch wird zum Wettbewerbsvorteil – für alle Beteiligten. Jetzt ist es an der Zeit, die vorhandenen Angebote und Informationsstränge anzunehmen und datentechnisch füreinander da zu sein, um neue Stärken zu entfalten. Corona zwingt uns, die digitale Transformation völlig neu zu bewerten. Dabei kommen Werkzeuge ins Spiel, die nicht neu sind, sondern nur neu gedacht werden müssen.
Neues Verhältnis zwischen Anbietern und Nutzern
Kern der digitalen Transformation sind nicht etwa ‚Digitale Zwillinge‘ oder ‚Cloudlösungen‘. Dies sind lediglich Werkzeuge, die den Weg zur 4. Industriellen Revolution möglich gemacht haben. Der Kern von Industrie 4.0 ist ein völlig neues und herausforderndes Verhältnis zwischen Anbietern und Käufern. Die Optimierung dieses Verhältnisses entscheidet, wer den Wettbewerb um Kunden gewinnt. Dabei spielen – wie es Amazon & Co. im Konsumgüterbereich vorgemacht haben – eine sehr kurze Reaktionszeit auf Käuferanfragen, individuellere Angebote, und ein schonenderer Umgang mit Ressourcen als ökonomische Größe die Hauptrolle im Kampf um den Kunden. Die Digitalisierung in allen Bereichen der Industrie bietet Unternehmen für diesen Kampf um Marktanteile immer wirkungsvollere Instrumente.
Die reichen Erfahrungen mit der Digitalisierung in Branchen mit meist diskreter Fertigung fließen sukzessive in die Prozessindustrien ein. Trotz einem dicht gewobenen Datennetz in Form von Prozessleitsystemen tun sich durch die Verfahrenstechnik geprägte Industrien bisher schwer, die Vorteile der Digitalisierung im Wettbewerb und damit zur Wertschöpfung umzusetzen. Gerade Pulver- und Schüttgutverfahren, die vielfach im Batch laufen, eignen sich aber optimal für die digitale Transformation in den Prozessindustrien.
Die Hersteller von Prozessanlagen und Verfahrenskomponenten tun ihr Übriges, um die Individualisierung der Prozessprodukte einerseits und die Anlagen selbst andererseits in Datenstrukturen einzubinden und die Angebote, die die Digitalisierung aufdrängt, nutzbar zu machen.
Stand der Technik sind beispielsweise Stand-Alone-Lösungen für den prozessoptimierten Betrieb von Mahlsystemen mit dem Fokus auf Leistung, Durchsatz, Produktkonsistenz und Verfügbarkeit. Um sich das Know-how der auf der POWTECH traditionell vertretenen Firma Netzsch Vakumix beispielsweise darüber hinaus nutzbar zu machen, können Anlagenbetreiber schon heute auf ein weltweit verfügbares Online-Monitoring und den Online-Support kompletter Anlagen zugreifen. Simulationstools machen Bedienerschulungen mit realistischer funktioneller Kopie der Anlage und des Prozesses auf diesem Weg möglich. So werden Service, vorbeugende Wartung, Anlagenauditierung, Schulungen und Simulationstrainings sowie Migration und Prozessoptimierung auch online angeboten.
Effizienzsteigerung dank Datenanalyse
Auch der namhafte POWTECH Aussteller Hosokawa Alpine bietet bei Bedarf einen Remote Service, mit dem Prozesseinstellungen und Anlagenfahrweise analysiert und wenn nötig mögliche Störungen minimiert oder gänzlich verhindert werden. Optional bietet das Unternehmen die Unterstützung bei der Prozessoptimierung. Dabei erhalten die Service-Spezialisten die Möglichkeit, online auf alle relevanten Messdaten zuzugreifen. Der Remote Service erfolgt durch die Integration eines Datenloggers in die Maschinensteuerung. Er ermöglicht die fortwährende Speicherung der Prozessdaten der Anlage und die Übertragung der Daten an den Hosokawa Remote Service. Dabei bestimmt der Anlagenbetreiber allein, wer auf die Daten Zugriff hat.
Ganz der Herausforderung von Industrie 4.0 entsprechend, erfolgen solche Serviceeinsätze extrem schnell und kurzfristig, sie sind individuell auf die Anforderungen des Betreibers und seiner Anlage abgestimmt und sie sind ressourcenschonend, weil zeitaufwendige Reisen eines Service-Spezialisten entfallen.
POWTECH 2020 Special Edition: Sicher Netzwerken
Die POWTECH als Weltleitmesse der Partikel-, Pulver- und Schüttguttechnik bietet Spezialisten in den Prozessindustrien mit der Special Edition 2020 die beste Gelegenheit, um mit den Anlagen- und Komponentenherstellern über ihre digitalen und kontaktlosen Lösungen und Angebote zu sprechen. Die diesjährige Ausgabe fokussiert in Folge der globalen Auswirkungen der Corona-Pandemie in besonderem Maße auf Wissensvermittlung. Herzstück der POWTECH Special Edition sind die Fachforen, die unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorgaben in zwei Messehallen realisiert werden. Die begleitende Fachausstellung gibt allen Ausstellern die Möglichkeit, ihre Innovationen effizient und attraktiv zu präsentieren. Vordefinierte Standbaukonzepte und großzügige Meeting-Bereiche garantieren die Einhaltung aller Hygiene- und Sicherheitsrichtlinien. Teile des Fachprogramms werden im Nachgang der Veranstaltung für Teilnehmer online zur Verfügung stehen.
NürnbergMesse GmbH
90471 Nürnberg
Deutschland