Eva Maria Schlosser
Die Cleanzone 2017 – Digitalisierung und Weltraumforschung im Fokus
Seit 2012 findet die Cleanzone statt. Schauplatz ist die Messe Frankfurt. In diesem Jahr waren am 17. und 18. Oktober 64 Aussteller aus 12 Ländern mit ihren Ständen vertreten. Noch internationaler zeigten sich das Publikum: Rund 1200 Besucher, darunter 900 Fachbesucher sowie 300 Experten kamen aus 40 Ländern – ein Besucherplus von 16 Prozent zum vergangenen Jahr, so die Veranstalter.
Da die Messe eine große Bandbreite der Reinraumbranche umfasst, kamen auch die Fachbesucher aus allen Branchenbereichen, etwa aus der Automobil- und Halbleiterindustrie, der Raum- und Luftfahrt, der Lasertechnik und Optik, der Oberflächentechnik sowie Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Die weitläufige, mehr als 8000 Quadratmeter große Halle 1.2 verfügt über Tageslicht und ist damit auch für die längeren Aufenthalte der Aussteller geschaffen. Unter ihnen war beispielsweise das deutsche Reinrauminstitut (DRRI) vertreten, das sich mit einem Gemeinschaftsstand präsentierte, an dem insgesamt 17 Mitglieder des Instituts ihre Innovationen zeigten.
Als Highlight zwischen Reinraumprodukten und ausgefeilter Technik entpuppte sich der Stand der Branchenzeitschrift Reinraum online. Herausgeber Reinhold Schuster präsentierte die aktuelle Ausgabe stilvoll puristisch vor einer gläsernen Wand, bestehend aus mehreren hundert schlanken Flaschen. Die waren gefüllt mit klarem Schnaps aus dem Schwabenland, das für seinen Hang zur Reinlichkeit bekannt ist. Kunden und Standbesucher bekamen das Lebenswasser als kleines Dankeschön mit auf den Weg.
Weiterhin gab es einen von der Halle abgetrennten gläsernen Konferenzraum, die Cleanzone Plaza, auf der verschiedene Themen zur Sprache kamen und einen Gastrobereich. Hier fand dann auch am Abend des ersten Messetags eine Art After-Work-Party für die Aussteller statt: Bei gutem Essen – unter anderem Mini-Pide mit Schafskäse-Tomatencreme, Hähnchenfilet, Kartoffel-Blumenkohl-Pfanne, Falafel und orientalischer Couscous – ließen sich Kontakte ausbauen und gute Gespräch führen.
Auf der diesjährigen Cleanzone standen indes zwei Schwerpunktthemen im Fokus: Zum einen die Digitalisierung, die auch in der Reinraumbranche verstärkt Einzug hält. Im Rahmen des Cleanzone Kongresses ging Marc Thom von Sony Mobile der Frage nach, wie sich die Reinraumtechnik dadurch verändert. Zum anderen war die Weltraumforschung Thema, aus der zahlreiche Innovationen für die Branche entspringen und mit der sich Axel Müller vom Raumfahrtkonzern OHB befasste. Weiterhin befasste man sich auf der Cleanzone Plaza mit dem neuen Satellitenintegrationszentrum von Airbus Defence and Space am Bodensee. Ebenso wurden dort die Marktchancen der Reinraumunternehmen im Nahen Osten und Südafrika erörtert. „Wir schauen stets, wie wir crossmedial arbeiten und die verschiedenen Bereiche der Messe miteinander verknüpfen können“, sagt Susanne Brendle vom Team Marketingkommunikation des Bereich „Technology & Production“ der Messe Frankfurt dazu. Und Team- und Bereichsleiterin Dominique Ewert ergänzt: „Wir wollen die Messe international ausbauen. Der Markt ist da, der Bereich wächst ständig.“
Überhaupt gab es in diesem Jahr ein größeres Rahmenprogramm: Neu waren etwa das Seminar des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) zu den neuen Reinraum-Richtlinien, die Cleanroom Talks mit Anwendern und Experten rund um aktuelle Themen und die DRRI-Experten-Sessions. Und auf dem Sonderareal des Cleanzone Campus präsentierten sich und ihre Arbeit dieses Mal das Carinthian Tech Research (CTR) Forschungs- und Entwicklungszentrum aus Villach in Österreich, die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden und das Forschungskonsortium CassaMobile.
Ein weiterer wichtiger Baustein der Messe ist der Cleanroom Award, der in diesem Jahr zum sechsten Mal verliehen wurde. Bewerben können sich dafür Firmen, Organisationen, wissenschaftliche Einrichtungen sowie Einzelpersonen. Ziel des Preises ist es, Innovation, Nachhaltigkeit und Effizienz im Bereich der Reinraumtechnologie zu fördern. In der Regel stehen fünf Konzepte im Wettbewerb, den das Messepublikum entscheidet. In diesem Jahr indes waren lediglich vier Unternehmen mit ihren Konzepten mit ganz unterschiedlichen Ansätzen vertreten.
Reinraum online hat die Vertreter der vier Preisanwärter nach ihrer Motivation, am Wettbewerb wie an der Messe teilzunehmen gefragt.
Die Gewinner: Berendsen/decontam
Die Gewinner des diesjährigen Cleanroom Award, Berendsen/decontam, sind mit einem Unterstützungssystem für Reinraumbetreiber angetreten, das für Transparenz im Reinraum sorgt, indem es gewünschte einzelne Arbeitsschritte dokumentiert. Die „Connected Cleanroom Application“ erfasst Daten im Reinraum elektronisch und verwaltet sie, um so sicheres Arbeiten im Reinraum unter anderem durch Bestandskontrolle der benötigten Reinraumprodukte zu gewährleisten.
Das Unternehmen mit seinem Hauptsitz in Paris war außerdem mit einem Stand auf der Cleanzone vertreten. „Wir sind seit 2013 jedes Jahr mit dabei“, sagt Dennis Smeijer, Sales und Marketing Director des Bereichs Cleanroom. „Zum einen passt die Cleanzone mit ihrem geografischen Standort ganz prima für uns, zum anderen ist sie ist für uns sehr wichtig, um mit unseren Kunden in direkten Kontakt zu kommen und auch mal die Gesichter zu sehen. Die Messe bietet der Szene eine Plattform zum Diskutieren, um auf die eigenen Produkte aufmerksam zu machen, sich auszutauschen und Meinungen einzuholen. Wir bekommen hier Feedback. Sie ist ein Netzwerk und wir haben alle ein Ziel: Den Markt zum Erfolg zu bringen.“
Die Quereinsteiger: Mecora Medizintechnik
Gerade mal seit Mai ist das Produkt auf dem Markt und schon haben Wolfgang Hassa und Jens Hutzenlaub einen Preis damit gewonnen. Das Unternehmer-Gespann ist ein Ungewöhnliches: Hassa ist Ballonpilot und Luftfahrtingenieur, Hutzenlaub ist Inhaber der Mecora Medizintechnik GmbH mit Sitz in Aachen. „Eigentlich haben wir das SphairLab für uns selbst gemacht, es war nicht als Produkt für den Markt geplant, sagt Hassa. „Aber wir bekamen viele positive Rückmeldungen von Kunden, die uns auch auf den Cleanroom Award aufmerksam gemacht haben.“
Das SphairLab ist ein mobiler Reinraum, hergestellt vorwiegend aus hochfestem Textil.
Das Design erinnert an eine riesige Glasglocke mit einer Säule im Zentrum. Ein intelligentes Lüftungssystem befördert die Luft aus dem Außenraum durch einen Filter, der diese reinigt, in den Innenbereich, durch ein Spezialgewebe von der Decke gleichmäßig verteilt. Die Abluft entweicht durch Lüftungsklappen in den Schleusen nach Außen. Arbeitstische und Ablageflächen, Schleusen, Vorrichtungen für Elektronik, Lichtsystem sind beim SpairLab inklusive. „Die Materialien stammen aus dem Messebau und der Luftfahrt“, sagt Hassa. Der Clue: Der Reinraum ist leicht auf- und abbaubar.
Auch auf der Messe waren die beiden Unternehmer nun mit einem Stand vertreten, um für das eigene Produkt zu werben. „Wir sind quasi der Überraschungsgast auf der Party und ahnen, dass uns viel Skepsis entgegengebracht wird“, sagt Hassa am ersten Messetag. „Aber für uns ist es spannend, mit den Menschen hier zu sprechen. Denn das Klientel ist recht international, egal ob Kunden oder Aussteller.“ Einen Erfolg können die beiden Quereinsteiger auf jeden Fall verbuchen: Das SphairLab hat den Creative Prize 2017 der Cleanzone gewonnen.
Die Neugierigen: CEA Cesta
Für gewöhnlich ist CEA Cesta auf der ContainExpert in Paris vertreten. In diesem Jahr waren die Franzosen erstmals in Frankfurt mit dabei – zwar nicht mit einem Messestand, aber in Person von Ingenieurin und Expertin für Oberflächenkontamination, Isabelle Tovena-Pecault, und ihrem Produkt „Cleapart 100“. Letzteres wurde für den Cleanroom Award 2017 nominiert.
2015 als Prototyp entwickelt, wurde „Cleapart 100“, das die Verunreinigung durch Partikel in Echtzeit-Überwachung in der Luft und auf Oberflächen misst, 2016 auf den Markt gebracht. Das Unternehmen CEA Cesta wurde durch den Cleanroom Award auf die Cleanzone aufmerksam. Ingenieurin Tovena-Pecault freut sich über das Interesse, das ihrem Produkt von potentiellen Kunden entgegen gebracht wurde und die Kontakte, die sie knüpfen konnte. „Es gibt einige Zulieferer, die mich interessieren, leider hatte ich viel zu wenig Zeit, um mir alles anzusehen und intensivere Kontakte zu knüpfen“, bedauert sie.
Die Problemlöser: vali.sys + mycleanroom.de
Die Unternehmen sind alte Hasen, was die Cleanzone betrifft: „Wir sind seit Anfang an mit dabei, um unsere Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren und uns hier ganz gezielt mit Kunden zu treffen“, sagt Thomas Christen, Technischer Direktor bei vali.sys. Das Schweizer Unternehmen für Monitorin-Systeme hat gemeinsam mit der Heidelberger Reinraum-Agentur mycleanroom.de Trainingsmodule für Unternehmen der Reinraumbranche entwickelt, die es ermöglichen, Mitarbeiter in virtuellen Räumen zu schulen. „Unser Produkt soll eine Lücke in der Reinraumbranche schließen und einen Bedarf decken“, sagt Markus Thamm von mycleanroom.de. „Schulungen sind ein großes Problem, zum einen, weil es allgemein nicht leicht ist, Personal zu finden, zum anderen, weil Menschen verschiedener Nationen und Sprachen in der Branche arbeiten. Da ist es schwierig, einen professionellen Unterricht zu gestalten, zumal, wenn er in den eigenen Räumen stattfindet, wo das Risiko der Verunreinigung hoch ist.“ Hier setzt das VR Training Module an, indem es einen virtuellen Reinraum zu Übungszwecken schafft. An ihrem Stand auf der Cleanzone präsentierten die beiden Firmen ihre neue Entwicklung, die für den Cleanroom Award nominiert war. „Das ist unser erstes großes Innovationsprojekt, somit haben wir uns auch das erste Mal für den Preis beworben“, so Christen. Und Thamm ergänzt: „Wir haben unser Produkt aus dem Kundenbedürfnis heraus geschaffen. Die Messe ist Inkubator.“ Die Unternehmer schätzen die ungezwungene Atmosphäre auf der Cleanzone, die Brainstorming und Netzwerken ermöglichte und Raum gab, um Neuentwicklungen in der Branche bekanntzumachen.
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