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„Fusselfrei soll es sein!“






„Fusselfrei“ - dies ist mit Abstand immer noch die häufigste gegebene Antwort auf die Frage: „Was soll denn das Reinraumtuch können?“ Eine völlig nachvollziehbare Antwort, denn der Anwender erwartet natürlich, dass ein solches Tuch selbst nicht zu einer Kontaminationsquelle wird. Andererseits handelt es sich bei Reinraumtüchern um textile Flächengebilde aus Fasern, gestrickt, gewebt oder mittels Druck als Vliesstoff verfestigt, aus denen sich selbstverständlich Fasern lösen können, sei es aus Qualitätsmängeln oder weil die zu reinigende Fläche über mechanische Einflüsse die Struktur des Tuches entsprechend beschädigt hat.

In den meisten Anwendungsfällen geht das Anforderungsprofil an ein reinraumtaugliches Wischtuch aber deutlich über die Eigenschaft „fusselfrei“ hinaus. Hierzu zählt in vielen Fällen zunächst einmal eine hohe Absorptionsfähigkeit, jedoch nicht nur dahingehend Flüssigkeiten aufzunehmen sondern ggf. diese auch zu speichern bzw. auch wenn nötig gezielt abzugeben. Zu den weiteren Eigenschaften, die je nach Anwendungsgebiet gewünscht sind, zählen Weichheit, damit die zu reinigende Oberfläche nicht beschädigt wird, Chemikalienbeständigkeit hauptsächlich gegenüber Desinfektions- und Reinigungsmittel oder antistatische Eigenschaften um unkontrollierte Entladungen zu vermeiden.

Diese hier aufgeführten Tuchcharakteristika sind keinesfalls zwangsläufig an ein sogenanntes  Reinraumtuch gekoppelt - aus Anwendersicht sind diese aber oftmals sehr wichtig. Die reinraumtypischen Anforderungen lauten, in Abhängigkeit von den jeweiligen Prozessen, eine möglichst geringe Partikel- /Faserabgabe während der Nutzung und eine möglichst hohe Abriebfestigkeit. Je nach Anwendungsgebiet  können noch weitere Reinheitsanforderungen hinzukommen, wie zum Beispiel eine möglichst geringe organische und/oder anorganische Belastung, oder Sterilität und Endotoxinfreiheit aus mikrobiologischer Sicht oder ein geringes Ausgasverhalten.

Diese mittlerweile doch recht umfangreiche Aufzählung möglicher Eigenschaften eines reinraumtauglichen Wischtuches verdeutlicht, wie komplex die Definition eines solchen Tuches werden kann. Sich ausschließlich auf die Produktaussage „dies ist ein Tuch für die Reinraumklasse XY“ zu verlassen wird dieser Komplexität offensichtlich nicht gerecht.

Dabei zählen Reinraumreinigungstücher nachweisbar mit zu den wichtigsten Verbrauchsgütern im täglichen Einsatz in kontrollierten Bereichen. Hauptaufgabe ist das Entfernen von partikulären, filmartigen und/oder mikrobiologischen Verunreinigungen auf Oberflächen und Maschinen. Sie dienen aber auch als Unterlage oder werden genutzt, um verschüttete Flüssigkeiten aufzunehmen. Oftmals kommen diese Tücher in unmittelbare Produktnähe zum Einsatz, bzw. es werden produktberührende Flächen damit gereinigt. Somit ist der Anwender aufgefordert, zunächst einmal das Anforderungsprofil an das jeweilige Reinraumreinigungstuch möglichst genau zu beschreiben und obige Kriterien bzw. Prozessanforderungen mit in diese Betrachtungen einzubeziehen. Die neue VDI Richtlinie 2083 Blatt 9.2 bietet hierbei an einigen Stellen entsprechende Unterstützung.  Sie entbindet den Anwender aber nicht davon, seine eigenen prozessabhängigen Anforderungen an das jeweilige Tuch festzulegen und wenn nötig im eigenen Prozessumfeld zu überprüfen. 

Die jeweiligen Eigenschaften eines Reinraumreinigungstuchs, wie Partikelabgabe, Reinigungseffizienz, gegebenenfalls antistatisches Verhalten usw., müssen grundsätzlich im direkten Zusammenhang mit den folgenden Rahmenbedingungen gesehen werden:

- mit der jeweiligen Oberflächen, mit denen das Tuch in Berührung kommt,
- mit den Verunreinigungen, die es zu entfernen gilt,
- mit den eingesetzten Reinigungschemikalien

denn sie haben einen unmittelbaren Einfluss auf das jeweilige Reinigungsergebnis.

Ganz entscheidend ist jedoch am Ende die Frage: „Wie rein ist denn die Fläche, die mittels wischender Reinigung dekontaminiert werden sollte, nach dem Wischvorgang?“ Wurde die zu entfernende Kontamination in dem Umfang abgetragen, wie es von Seiten des Prozesses gefordert wird? Gibt es noch Rückstände, vielleicht vom Wischtuch an sich? Messtechnisch sind diese Fragen nur sehr schwer und vermutlich an vielen Stellen gar nicht exakt zu beantworten. Die eigene Produktqualität – beispielsweise belegbar anhand von Ausschusszahlen – zeigen erst am Ende der Produktionskette ob ggf. der Einsatz eines bestimmten Tuchs entsprechenden Einfluss genommen hat oder nicht.

Nicht zuletzt aufgrund des allgemeinen Wettbewerbs- und somit Kostendrucks stehen die sogenannten Reinraumverbrauchsgüter, wie z.B. die Reinraumtücher, kaufmännisch immer wieder auf dem Prüfstand. Für die Entscheidungsträger wäre es sicherlich hilfreich, stünden Angaben zu technischen Eigenschaften eines Reinraumtuches zur Verfügung, die in sich vergleichbar wären. Die also unter gleichen Testbedingungen ermittelt wurden. Die in vielen Fällen von Herstellerseite aus mitgelieferten Datenblätter beinhalten oftmals Angaben, ohne dabei die Testmethoden eineindeutig zu benennen oder nutzen hauseigene Methoden, die wiederum mit den Angaben anderer Hersteller kaum oder gar nicht zu vergleichen sind. Einen weiteren besonders kritischen Punkt stellt dann noch die Praxistauglichkeit manch angewandter Messmethodik dar. Hier sollte der Anwender durchaus öfter nachfassen, wie denn der eine oder andere genannte Wert zustande gekommen ist. Natürlich verleitet  die plakative Produktaussage „dies ist ein Tuch für die Reinraumklasse XY“, recht leicht, sich nicht näher mit den obigen Punkten tiefergehend auseinander zu setzen.

Um Anwendern und Entscheidungsträger trotzdem fundierte Aussagen geben zu können, hat Dastex eine sehr umfangreich angelegte Untersuchungsreihe bei einem neutralen und international anerkannten Forschungsinstitut in Auftrag gegeben. Eine Vielzahl unterschiedlicher Reinraumreinigungstücher wurden nicht nur im Hinblick auf die Partikelabgabe im trockenen Zustand, sondern auch auf das Ausgasverhalten, die Partikelabgabe im feuchten Zustand, auf das Absorptionsvermögen und die Abriebfestigkeit gegenüber definierten Flächen sowie auf Reinigungseffizienz hin analysiert. Dabei wurde großer Wert darauf gelegt, dass die Tücher jeweils unter gleichen Rahmenbedingungen möglichst praxisnah getestet wurden.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen belegen die grundsätzlichen Unterschiede zwischen verschiedenen Basismaterialien und unterschiedlichen Verarbeitungsmethoden. Bei einer detaillierteren Betrachtung zeigen sich aber auch bei gleichen Basismaterialien von Hersteller zu Hersteller teilweise signifikante Unterschiede, obwohl die Produktbeschreibungen der Produzenten hier sehr ähnliche Produkteigenschaften hätte erwarten lassen.  Aus den gewonnenen Erkenntnissen dieser Studie, ist es nun möglich bei der Beratung rund um das Thema „Reinraumreinigungstücher“ auf herstellerunabhängige Messergebnisse zurück zu greifen. Des Weiteren bleibt fest zu halten, je genauer die eigenen Prozessanforderungen und die sich hieraus ableitenden Mindestanforderungen an das Reinraumreinigungstuch definiert sind, umso mehr Möglichkeiten bestehen, Optimierungspotenziale auszunutzen. Neben der klassischen Kostenoptimierung können Effizienzverbesserungen und die Handhabung möglicherweise verbessert werden.



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