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Vernetzte Systeme durch vernetzte Unternehmen
Arena of Integration zeigt, wie Mittelständler von den Möglichkeiten der Industrie 4.0 profitieren
Um die Flexibilität der Produktion weiter zu erhöhen und auch in Zukunft den Herausforderungen am Standort Deutschland begegnen zu können, setzen immer mehr Unternehmen auf optimierte Prozesse nach Industrie 4.0 beziehungsweise auf den Einsatz vernetzter Systeme. Gerade vielen Mittelständlern erscheint dieses Konzept angesichts eines begrenzten Produktportfolios, weniger Prozesse und eines kleinen Maschinenparks allerdings als nur schwer umsetzbar. Ein Gemeinschaftsauftritt auf der diesjährigen Motek, die sogenannte Arena of Integration, beweist jedoch das Gegenteil: Auf einer Demoanlage präsentierten insgesamt 13 überwiegend mittelständische Unternehmen eine Palette moderner Produktionstechnologien, die aufeinander abgestimmt sowie gemäß der Idee von Industrie 4.0 vernetzt wurden und dadurch eine Gesamtlösung bildeten. Das vom Landesnetzwerk Mechatronik BW initiierte Pilotprojekt zeigte beispielhaft, wie sich durch die Kooperation mit Marktbegleitern interdisziplinär individuelle Kundensysteme erarbeiten lassen, deren Komplexität die Ressourcen einzelner Unternehmen übersteigen würde.
„In der Arena of Integration sollten die wesentlichen Komponenten von Industrie 4.0 in der Mechatronik vorgestellt und einfache Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie dieses Konzept im eigenen Betrieb umzusetzen ist und gemeinsam mit anderen Unternehmen komplexe Aufgabenstellungen gelöst werden können“, erklärt Ralf Nerling, Generalbevollmächtigter der Firmengruppe Nerling, die am Gemeinschaftsstand eine Systemraumlösung präsentierte. Eine wesentliche Herausforderung des Projekts war es dabei, aus verschiedenen Kernkompetenzen entlang der Wertschöpfungskette eine integrative Einheit zu formen. Zu diesem Zweck wurde in der Arena eine Demoanlage aufgebaut, deren Grundlage ein Bandsystem der Schnaithmann Maschinenbau GmbH bildete. „Drum herum docken sich die einzelnen Firmen mit ihren Lösungen an, damit daraus ein vollständiges System entsteht“, so der technische Projektkoordinator Volker Sieber, Entwicklungsleiter bei Schnaithmann. Die Gesamtlösung verfügte über eine zentrale Steuerung, die dafür sorgte, dass die Werkstücke, die diese Bandanlage umliefen, nur an den Positionen für Prozesse oder Anwendungen hielten, die für das individuelle Bauteil auch relevant waren.
Vorteile nicht nur für den Mittelstand
Durchlaufen wurden beispielsweise ein halbautomatisches Etiketten-Kennzeichnungssystem von Design & Engineering, eine Lösung der Elabo GmbH zur roboterunterstützten Ausschleusung eines Produkts auf einen Reparaturarbeitsplatz oder ein System der Tekon Prüftechnik GmbH zur prozesssicheren und sensitiven Überprüfung von elektrischen Kontakten für Kontaktiersysteme. „Gerade in Zeiten der Digitalisierung ist es besonders für Mittelständler unmöglich, alle benötigten Komponenten im eigenen Haus zu haben“, so Sieber. Doch auch große Unternehmen haben den Wert interdisziplinärer Partnerschaften erkannt. So kam das im Umlaufband integrierte Multi-Carrier-System von Siemens erstmalig integrativ zum Einsatz. Auch Phoenix Contact war vertreten: „Mit unserer Schaltschrank-Lösung beleuchten wir die Teilaspekte der Digitalisierung aus der Perspektive der Fertigung mit ihren unterschiedlichen Automatisierungsanforderungen“, erklärt Jörg Olsen von der Phoenix Contact Deutschland GmbH.
Zudem wurde am Förderband ein Sauberkeitsbereich eingerichtet, in dem beispielsweise eine sauberkeitsempfindliche Montage unter einem sauberen Luftschleicher erfolgen kann. Für die Gewährleistung der dafür notwendigen Bedingungen zeigten sich die Systemraumexperten von Nerling verantwortlich: „Wir haben einen Klimatower aufgestellt, der über dem Förderband einen sauberen Funktionsbereich herstellt. Derartige Lösungen werden immer wichtiger, da in Zukunft nach den Empfehlungen der VDA19.2 auch in der Montage zwingend auf die technische Sauberkeit beziehungsweise Bauteilsauberkeit geachtet werden muss“, so Nerling. In der Arena sowie außerhalb kooperiert das Unternehmen insbesondere mit Phoenix Contact: „Wir setzen deren Steuerungselemente in unserer SPS-Steuerung ein, wie wir auch auf dem umlaufenden Werkstückträger gezeigt haben“, erklärt der Generalbevollmächtigte.
Vernetzung zwischen Unternehmen
In Zukunft wird die Bündelung der verschiedenen Stärken von Marktbegleitern immer mehr zum entscheidenden Faktor werden, um Synergien erzielen und komplexe Aufgaben erfüllen zu können. Der gemeinschaftliche Messeauftritt sollte daher deutlich machen, dass es bei Industrie 4.0 nicht nur um die intelligente Vernetzung von Maschinen geht, sondern auch um die Vernetzung von Partnern untereinander. Bei derartigen, inter- und multidisziplinären Projekten sei jedoch die ganzheitliche Prozessbetrachtung wesentlich, betont Nerling: „Nur, wenn alle Bausteine einer Anlage miteinander funktionieren, wird das Ziel des Kunden erreicht.“ Auch Volker Schiek, Geschäftsführer des Landesnetzwerks Mechatronik BW, der den gemeinsamen Messeauftritt initiierte, erklärt: „Was hier stattfindet ist ein Pilotprojekt, eine ganz neue Idee. Wir wollen damit erreichen, dass sich mehr Unternehmen mit dem Thema Kooperationen befassen, und zeigen, dass Netzwerke viel mehr bewegen können.“
Nerling ist ebenfalls überzeugt, dass sich aus der Zusammenarbeit mit möglichen Wettbewerbern vor allem Vorteile und Lerneffekte ergeben. „Schließlich muss es das Ziel jedes Unternehmens sein, besser als die Masse der Marktbegleiter zu sein. Ein Gedankenaustausch mit ähnlichen Marktbegleitern führt dazu, dass diese besser werden als alle Übrigen aus der Branche. Jeder sollte sich deshalb auf seine besonderen Stärken konzentrieren und ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten.“
Positive Bilanz
Den Messeauftritt mit anderen Firmen des Landesnetzwerks Mechatronik BW sieht der Systemraumbauer als großen Erfolg und will sich deshalb auch 2017 wieder an diesem Gemeinschaftsprojekt beteiligen: „Das Zusammenspiel der Aussteller war hervorragend und die Besucher haben viel Interesse an der Arena of Integration gezeigt“, so Nerling. „Wir konnten einige Interessenten gewinnen – auch durch Vermittlung unserer Mitaussteller. So sieht eine funktionierende Kooperation zwischen Partnerunternehmen aus.“ Für das nächste Jahr haben weitere Unternehmen bereits ihre Teilnahmeabsichten angekündigt.
Auch Dr. Wolfgang Baur, Vorsitzender des Landesnetzwerks, zieht eine positive Bilanz: „Das Konzept der Arena of Integration ist die praxisgerechte Umsetzung der Ergebnisse aus unserer Studie ‚Industrie 4.0 in der Region Göppingen+‘. Mit dem Input der Motek 2016 werden wir die Arena 2017 zu einer Plattform weiterentwickeln, wo Integrations- und Teamfähigkeit in der kompletten Wertschöpfungskette mit klassischem Netzwerkcharakter gezeigt wird.“
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