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Klaus Eckardt
Lounges 2015: Eine kleine, feine Messe, die wieder wachsen will
Rund 25 Prozent weniger Aussteller, 15 Prozent weniger Besucher und dennoch zufriedene Gesichter. Die Lounges 2015 auf dem Stuttgarter Messegelände waren für Ulrich Rothgerber vom Veranstalter Inspire Eventmanagement wieder das, was sie sein sollten: Ein entspannter Branchentreff „mit wirklich guter Stimmung und sehr angenehmen Gesprächen.“
Rund 7000 Besucher, davon rund 70 Prozent aus der Pharma- und 15 Prozent aus der Foodbranche, waren angemeldet, um sich anzusehen, was die 187 Aussteller in diesem Jahr zu bieten hatten. Dafür, dass die Messe kleiner als im Vorjahr ausfiel, identifizierte Ulrich Rothgerber zwei Hauptgründe: Erstens die zeitliche Nähe zu der im Drei-Jahres-Rhythmus stattfindenden ACHEMA in Frankfurt (15. bis 19. Juni 2015), die mit ihren 3800 Ausstellern als Leitmesse der Prozessindustrie gilt – und zweitens den bei vielen Firmen zu beobachtenden Trend, bei Messen wie den Lounges nur alle zwei Jahre auszustellen. Zudem habe der Bahnstreik ca. 1000 Besucher gekostet. „Unser Ziel ist es, nächstes Jahr wieder die Ausstellerstärke von 2014 zu erreichen“, sagte Rothgerber und ergänzte: „Gemessen an den Zusagen, die wir schon haben, klappt das auch.“
2016 soll es vom 10. bis 12. Mai bei den 10. Lounges eine etwas geänderte Struktur geben. Vorgesehen sind die Bereiche „Das reine Umfeld“, „Pharma“, „Food“ und „Biotechnologie“. Dabei möchten die Veranstalter vor allem „der Medizintechnik und der Biotechnologie stärker ein Zuhause geben“, erklärte Rothgerber.
Bewährt hat sich nach seiner Aussage der Mix verschiedener Kommunikationsplattformen: So gab es bei den Lounges neben den traditionellen Messeständen innerhalb von drei Tagen 230 Fachvorträge, 52 Aktionen auf den Bühnen in der Halle, 4 Podiumsdiskussionen, 20 Produktshows und 12 offene Diskussionen bei einzelnen Ausstellern.
Wie die Lounges 2015 bei den Ausstellern ankamen, wollte „reinraum-online“ bei einer kleinen Umfrage in der Stuttgarter Messehalle wissen.
Für Guido Kreck vom Stuttgarter Fraunhofer IPA sind die Lounges „eine sehr wichtige Messe“. Das Institut ist seit Anfang an dabei und nutzt gerne die Gelegenheit, der Branche sein Prüf- und Entwicklungsangebot für Reinräume und Reinheitstechnik zu präsentieren. Diesmal stellten Kreck und seine Kollegen unter anderem eine Drohne der Firma CAT vor, die für Filterüberprüfungen in hohen Reinräumen eingesetzt werden kann. „Bislang“, so Kreck, „muss dafür meist das Equipment aus den Reinräumen entfernt werden.“ Mit der Mess-Drohne, die etwa einen halben Meter unter der Decke fliegt, werde das wesentlich einfacher. Der Hersteller rechne damit, dass das Gerät bis September 2016 marktreif sei.
Wenig Eindruck machten die gesunkenen Besucherzahlen auf Andreas König, den Geschäftsführer der Karlsruher Systec & Solutions GmbH, einem Spezialisten für Industrie-PCs und mobile Arbeitsplätze, die sich unter GMP-Bedingungen einsetzen lassen. Das Unternehmen zeigte unter anderem einen PC-bestückten Trolley, dessen Akkus Rechnerzeiten von über 20 Stunden ermöglichen. Damit könne in der Industrie mindestens zwei Schichten lang gearbeitet werden, ohne dass das Gerät an den Strom muss. „Die Lounges, bei denen wir von Anfang an dabei sind, sind eine kleine, feine Messe“, konstatierte König. Da Systec & Solutions ohnehin einen Nischenmarkt bediene sei man nicht auf extreme Frequenz, sondern auf intensive Kontakte aus.
Ebenfalls zu den Stammausstellern gehört die MT-Messtechnik GmbH aus dem bayerischen Adelzhausen. Das Unternehmen vertreibt Partikelzähler des amerikanischen Herstellers Lighthouse und bietet Reinraum-Monitorings an. Großes Interesse verzeichnete Dr. Lutz Behle, bei MT unter anderem für den Verkauf zuständig, an dem Partikelsensor Apex R 5, der sich selbst überwacht und bei Fehlern automatisch Alarm schlägt. Das sei vor allem für die Pharmaindustrie von Vorteil, da es bislang immer wieder vorkomme, dass ganze Medikamenten-Chargen nicht verwendet werden könnten, wenn Defekte der Partikelzähler zu spät erkannt würden. Erfahrungsgemäß dauere es aber einige Zeit, bis sich derartige Neuerungen am Markt wirklich durchsetzen würden. Mit der Besucher-Resonanz auf den Lounges war Behle zufrieden, „doch es muss sich zeigen, ob die Kosten durch die Aufträge wieder reingeholt werden.“
Neuerungen für den Reinraum präsentierte auch die Schmidt Technology GmbH aus St. Georgen im Schwarzwald. Marketing- und Vertriebschef Werner Ueberrhein warb für die Luftströmungssensoren des Unternehmens, die im Vergleich zu Differenzialdruck-Messgeräten Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent versprächen. Auch biete das System, so Ueberrhein, Sicherheitsvorteile, da es bei Schleusenfehlern exakt anzeige, ob im Reinraum noch Überdruck herrscht. „Wo andere Geräte schon auf Null gehen und somit eine mögliche Kontamination anzeigen, lässt sich mit Luftströmungssensoren oft noch nachweisen, dass keine Luft von außen eingedrungen ist.“ Ueberrhein freute sich bei den Lounges darüber, „Zeit für Gespräche zu haben, die in die Tiefe gehen“. Da er kein Laufpublikum erwartet habe, störte er sich nicht an den gesunkenen Besucherzahlen.
Als „jetzt eher normale Messe“ sieht Jörg Dressler, Geschäftsführer der PMT Partikel-Messtechnik GmbH aus dem baden-württembergischen Heimsheim die Lounges inzwischen. Seit dem Umzug von Karlsruhe vor zwei Jahren sei die Veranstaltung deutlich gewachsen. Schwerpunkt seines Unternehmens sei es, nicht nur Partikel, sondern auch Keime in Echtzeit zu zählen. Im Gegensatz zu dem traditionellen Verfahren, bei dem Keime erst eingefangen und bebrütet werden müssen, um festzustellen, ob Probleme vorliegen, erlaube das PMT-Verfahren sofortige Aussagen und damit sofortige Konsequenzen. In der Elektronikindustrie stoße das Verfahren auf gute Resonanz, da dort immer das Bestreben herrsche, die Prozesse besser zu verstehen. Im stark regulierten Pharma-Bereich sei dagegen vor allem wichtig, welche Methoden zugelassen bzw. vorgeschrieben seien.
Zum ersten Mal als Aussteller dabei war Bernd Dehner, der im saarländischen Perl ein Ingenieur-Büro betreibt, das Steuerungen für Material- und Personenschleusen entwickelt. Nachdem er die Lounges bislang als Besucher kannte, wollte er diesmal „Fahne zeigen“. Im Hinblick auf die Zahl seiner Standbesucher stellte er zwar fest: „Es könnten durchaus mehr sein.“ Insgesamt sei das Feedback „aber ok. Wir finden unser Publikum.“ Schließlich sei die Arbeit im Reinraum keine Massensache, sondern „Problemlösung im Detail.“ Große Innovationsstürme gebe es in der Branche ohnehin nicht.
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