Klares Bekenntnis zu Entwicklung und Produktion im Nordschwarzwald
Nach der Übernahme des ehemaligen Aldi-Gebäudes samt Gelände in Calmbach im Januar 2013 eröffnet die Richard Wöhr GmbH dort nach längerer Genehmigungs- und Umbauphase ab November 2014 eine eigene Touchscreenfertigung.
Damit geben die Gesellschafter und Mitarbeiter des mittelständischen Familienunternehmens ein weiteres klares Bekenntnis zu Entwicklung und Produktion im Nordschwarzwald ab. Mehr noch: Mit dem neuen Geschäftsfeld »Touch4B – Touch for Business« möchte man dem starken asiatischen Markt zumindest im Bereich kundenspezifischer Touchscreens entgegentreten.
Hierzu stehen im Gewerbegebiet Beermiss zusätzlich 1400 Quadratmeter Produktionsfläche inklusive Reinraum für die Touchverklebung zur Verfügung. Entscheidend für den Erwerb war für die Inhaberfamilie die räumliche Nähe zum Stammsitz in der Höfener Gräfenau, wo bereits rund 85 Mitarbeiter in den Geschäftsbereichen Gehäusebau und Eingabesysteme, Mechanik sowie Oberflächen- und Systemtechnik arbeiten.
Das neue Werk 2 ist ausgestattet mit mehreren Maschinen zum Ritzen/Schneiden, Schleifen, Fräsen, Reinigen und Polieren von Glasplatten. »Vieles, was wir brauchen, ist noch gar nicht am Markt oder muss aus Vorhandenem entsprechend umgebaut werden«, meint Geschäftsführer Stefan Wöhr zu den Schwierigkeiten, welche weitere Zeitverzögerungen verursachen. Derzeit laufen im Werk Höfen die letzten Vorversuche für den Start der Prototypenfertigung im Bereich »Frontglas und Optical Bonding«. Die gesamte Prozesskette wird dann von den zuständigen Behörden in Bad Wildbad abgenommen und die weitere Umbaugenehmigung freigegeben. Zudem wurde ein 60 Quadratmeter großer Reinraum eingebaut, in dessen partikelfreier Luft die mit Elektronik (transparent leitfähige Schichten) versehenen Touchscreens mit den individuell bedruckten Glasfronten verklebt werden sollen. Mit der flächenmäßigen und technischen Aufrüstung wird laut Stefan Wöhr auch eine Erweiterung des Know-hows und der Entwicklungsmöglichkeiten einhergehen.
»Im Folientastaturbau stellen wir schon seit längerer Zeit ein stagnierendes, zum Teil schrumpfendes Auftragsvolumen fest«, so Wöhr, der diese Entwicklung auf die rasante Erfolgsgeschichte der Smartphones im Consumerbereich und auf die hohe Wertigkeit von Glas zurückführt. »Wir möchten jedoch weiterhin nachhaltig wachsen, was nur mit der Erschließung neuer Technologien und neuer Märkte machbar ist. Unsere Kernkompetenz lag schon immer auch in der Kombination verschiedener Eingabesysteme und Technologien an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Darauf wollen wir weiter aufbauen«, blickt Wöhr zuversichtlich in die Zukunft.
»Wir bieten künftig Touchscreenlösungen, auch in kleinerer Stückzahl, welche flexibel in ihrer Größe, ihrem Design und ihrer Funktion sind. Sie finden sowohl als Stand alone-Variante als auch eingebaut beziehungsweise maschinenintegriert Verwendung und erfüllen zugleich Anforderungen in anspruchsvollen, rauhen Produktionsumgebungen oder im medizinischem Umfeld. Im Zusammenspiel der Werke in Höfen und Calmbach sind wir in der Lage, individuelle Komplettlösungen von der Mechanik, über die Oberflächentechnik und dem Design bis hin zur Elektronik zu fertigen.«
Unterstützt werden die Innovationsbestrebungen des im Jahr 1967 aus einer Industrielackiererei entstandenen Unternehmens auch mit Bundesmitteln aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) sowie aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) des Landes zur Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen zum Erhalt der dezentralen Wirtschaftsstruktur. Die hierfür nötige Forschung und Entwicklung wurde bisher wegen Verzögerungen in der Genehmigungsphase im Höfener Werk durchgeführt.
ZIM ist ein bundesweites, technologie- und branchenoffenes Förderprogramm für mittelständische Unternehmen und mit diesen zusammenarbeitenden wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen. Es sollen die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, einschließlich des Handwerks und der unternehmerisch tätigen freien Berufe, nachhaltig unterstützt und damit ein Beitrag zu deren Wachstum verbunden mit der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen geleistet werden.
Die Richard Wöhr GmbH erfüllt mit ihrem Forschungsprojekt zur Entwicklung eines neuen Herstellungsverfahrens für Touchsensoren die Voraussetzungen für eine Förderung als Einzelprojekt. Für dessen interne Umsetzung bis Mitte 2015 hat die Firma weiteres Personal eingestellt. Ziel ist die Entwicklung und Produktion kundenspezifischer Lösungen mit Dual- oder Multitouchfunktion abseits der Standardkomponenten.
In den von den Asiaten in großer Stückzahl gefertigten Touchscreens werden überwiegend im Ätzverfahren gefertigte leitfähige Folien und Covergläser mit in der Regel ein- bis maximal zweifarbiger Bedruckung verbaut. Diese möchte Wöhr durch im Sieb- und Digitaldruck hergestellte Varianten unter Einsatz von Funktionsglas ersetzen. Es sollen auf die Kundenbedürfnisse zugeschnittene Bedienkonzepte mit Zusatzleistungen in der Mechanik, der Elektronik und im Design realisiert werden.
Bereits in den vergangenen Jahren habe Wöhr hier aufgrund der hohen Fertigungstiefe und -breite in zahlreichen Projekten mit namhaften Kunden, insbesondere aus der Medizintechnik, seine Kompetenz bewiesen, erläutert Stefan Wöhr. Bei der Entwicklung der entsprechenden Software kann sich der Geschäftsführer auch eine Zusammenarbeit mit externen Forschungseinrichtungen vorstellen.
Mehrwert für den Kunden im Vergleich zu einem Standard-Touchgerät:
1. Kundenspezifische Touchtechnologie (derzeit in der Entwicklungsphase bei Wöhr)
2. Kundenspezifisch bedrucktes Glas (wird künftig bei Wöhr geschnitten, bearbeitet und bedruckt)
3. Kapazitives Tastenfeld oder Folientastatur
4. Durchbruch für elektro-mechanischen Taster oder kapazitiven Einzeltaster
5. Druck oder Beleuchtung
6. Hintergrundbeleuchtete Eingabe oder Anzeige
Richard Wöhr GmbH
75339 Höfen/Enz
Deutschland