Gebrauchsnormal für Sauberkeitsüberprüfungen gewinnt Reinheitstechnik-Preis „Clean! 2014“

v.l.: Thomas Wollstein, Dr. Udo Gommel, Markus Hansel, Stefan Marquardt, Thomas Hinrichs, Helmut Grebing, Dr. Lothar Gail, Dr. Gerhard Kminek

„Wie sauber ist sauber?“ fragten sich Stefan Marquardt und Markus Hansel von der „PartikelXpert GbR“ aus dem hessischen Breidenbach. Mit dem von ihnen entwickelten Gebrauchsnormal fanden sie nicht nur die Lösung eines seit langem bekannten Problems, sondern gewannen auch den vom Stuttgarter Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA ausgelobten Reinheitstechnik-Preis „Clean! 2014“, der am 4. Juni bei den Reinraum-Lounges in Stuttgart verliehen wurde.

Mit ihrem Gebrauchsnormal, einem gezielt mit metallischen Testpartikeln versetzten Glasträger, liefern die Preisträger eine Methode, um Sauberkeitsüberprüfungen reproduzierbar und vergleichbar zu machen. Einsatzbereiche findet die Methode bei der Endabnahme von Extraktionsanlagen und der Überprüfung interner Sauberkeitsuntersuchungen. Dr. Gerhard Kminek, Mitglied der Jury und Spezialist für die Kontaminationskontrolle bei Luft- und Raumfahrtanwendungen bei der European Space Agency (ESA) lobte die Lösung als „einfach anwendbar“ und als „deutliche Verbesserung der Qualitätskontrolle“.

Der zweite Preis ging an die Marburger „Pharmaserv GmbH & Co. KG“, für ihre Wand- und Deckendurchführung „clean-shut“, die eine GMP-gerechte Abdichtung von Rohren und Strangmaterialien durch Reinraum-Wände und –Decken ermöglicht. Dank des prämierten Systems kann zuverlässig verhindert werden, dass es durch unsauber verlegte Rohrleitungen zu Kontaminationen in Reinräumen kommt. Die Lösung von Pharmaserv stieß bei Juror Dr. Lothar Gail auf große Begeisterung, schließlich „brauchen Reinräume reine Wände“ – was in der Praxis leider nicht immer gewährleistet sei. Für „clean-shut“ würden nicht nur hervorragend geeignete Werkstoffe verwendet, das System verhindere dank eines Federsystems auch Beschädigungen der Wände.

Platz drei belegte die Berner International GmbH aus Elmshorn mit einer neuen Generation von Sicherheitswerkbänken, die unter der Bezeichnung „Claire“ vertrieben werden. Sie bieten nicht nur ausgezeichnete Schutzfunktionen, sondern ermöglichen dank ausgefeilter Sensortechnik Energieeinsparungen, mit denen sich die Betriebskosten nach Firmenangaben um bis zu 97 Prozent senken lassen. Juror Thomas Wollstein, beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) zuständig für das Thema Reinräume, wies in seiner Laudatio darauf hin, dass Stand-By-Funktionen, wie man sie aus der Unterhaltungselektronik kenne „bei Sicherheitswerkbänken eine Novität sind.“

Mit dem 2014 zum zweiten Mal ausgeschriebenen Preis will das Fraunhofer IPA darauf aufmerksam machen, wie sehr die Reinraumtechnik als Querschnittstechnik auf Innovationen angewiesen ist. „Da möchten wir noch viele weitere Impulse herauskitzeln“, sagte Dr. Udo Gommel, Geschäftsfeldleiter Elektronik und Mikrosystemtechnik und Vorsitzender der Jury, bei der Preisverleihung. Kontaminationen würden mittlerweile in vielen Branchen als schädigender Einfluss für Produkt, Anlage oder gar den Menschen – seien es Mitarbeiter oder Verbraucher – erkannt. Das Ausmaß und damit der Handlungsbedarf variierten dabei stark, daher brauche es individuelle Lösungen. „Diese Vielfalt“, so Gommel, „möchten wir gerne fördern und die besten Lösungen der Öffentlichkeit vorstellen.“ Nach der sehr positiven Resonanz auf die bislang auf den deutschsprachigen Bereich beschränkte Ausschreibung des Preises soll das Bewerberfeld im nächsten Jahr durch eine internationale Ausschreibung noch größer werden, kündigte Gommel an.