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Klaus Eckardt
"Die Cleanzone hat sich deutlich nach oben entwickelt"
Frankfurter Fachmesse und Kongress für Reinraumtechnologie
"Das Konzept ist aufgegangen. Sowohl der interdisziplinäre Ansatz als auch das geschärfte Profil von Fachmesse und Kongress wurden sehr gut aufgenommen", freute sich Ruth Lorenz, Bereichsleiterin "Neue Veranstaltungen" bei der Messe Frankfurt, als die Cleanzone 2013 nach zwei Tagen ihre Pforten schloss. Man habe mit der zweiten Auflage der Fachmesse für Reinraumtechnologie neue Zielgruppen aus wichtigen Industriezweigen und Ländern erreicht. Die Messe Frankfurt hatte die Cleanzone im vergangenen Jahr auf Initiative der Reinraumbranche ins Leben gerufen. Inhaltlich wird sie von der Reinraum-Akademie Leipzig verantwortet.
Die Veranstalter verzeichneten in diesem Jahr eine Steigerung der Besucherzahlen um rund ein Drittel auf 800, die Zahl der Aussteller wuchs von 40 auf 50, sie kamen aus neun europäischen Ländern. Die Top-Five der 44 Besuchernationen waren die Niederlande, die Schweiz, Großbritannien, die Russische Föderation und die USA.
Kongress zeigt Zukunftsperspektiven auf
Der parallel zur Messe organisierte Cleanzone-Kongress setzte 2013 seinen Fokus auf die weltweit steigenden Anforderungen in der Industrie und auf neue Lösungen für den Gesundheitssektor. Mit der hohen Qualität ihrer Fachvorträge unterstrichen die internationalen Referenten den wissenschaftlichen Anspruch dieser neuen Plattform und spannten den Bogen von branchenübergreifenden Trends zu den spezialisierten Fachgebieten der Reinraumtechnologie. Einer der Höhepunkte des Kongresses war der Auftritt des Kardiologen Dr. C. Luis Vasquez. Mit seinem Vortrag über das Diagnosezentrum in Yantaló im peruanischen Amazonasgebiet zeigte der Gründer und Präsident der Yantaló Peru Foundation auf, welche spezielle Herausforderung eine reine Arbeitsumgebung für ländliche Gegenden in vielen Ländern der Welt darstellt – und wie kreative Lösungen aussehen können.
Auch reinraum-online war auf der Cleanzone vertreten und sprach mit Ausstellern und Besuchern:
Strahlende Gesichter auf der Cleanzone Plaza: Christiane Schwittay, Marketingleiterin der basan GmbH, einem Spezialisten für Reinraummaterialien, nahm gemeinsam mit Paulo Santos von der portugiesischen Firma Laborial den "Cleanroom Award 2013" für Innovationen im Reinraumbereich entgegen. Der von der Reinraum-Akademie Leipzig vergebene Preis ist mit 3000 Euro dotiert. Basan vertreibt den "Blautouch" des portugiesischen Herstellers Laborial, einen in einen Glastisch eingelassenen Touchscreen, dessen chemikalienresistente Oberfläche speziell für Reinraumanforderungen entwickelt wurde. "Damit vermeiden wir die bekannten Kontaminationsprobleme durch Tastaturen und Mäuse", erklärte Paulo Santos, International Manager von Laborial. Seine Kollegen im portugiesischen Maia nahmen die telefonisch übermittelte Nachricht vom Gewinn des Innovationspreises mit großem Jubel auf. "Die waren ganz aus dem Häuschen", berichtete Santos.
Mit sehr guten Gefühlen kam Robert Jan Buis zur Cleanzone. Kein Wunder, schließlich hatte die niederländische Firma "Technology of Sense B.V.", für die er als Vice President Sales & Marketing arbeitet, im vergangenen Jahr den Cleanroom-Award für die beste Reinraum-Innovation gewonnen. Dieses Jahr durfte Buis dann den neuen Preisträger "Laborial" aus Portugal auszeichnen. Der Preis habe seinem Unternehmen einen richtigen Schub gegeben, berichtete der Niederländer. Das "Apmon" genannte Gerät misst Partikelablagerungen in Echtzeit. Es sei dadurch zu einem USP für "Technology of Sense" geworden. "Wir bekamen sehr viele Anfragen und konnten das Gerät, das wir damals als Prelaunch vorstellten, entscheidend verbessern." Jetzt seien Produktion und Verkauf angelaufen.
"Sehr zufrieden mit der positiven Entwicklung der Cleanzone" zeigte sich Annett Michel von der Reinraumakademie Leipzig. Die zum zweiten Mal umgesetzte Idee eines "etwas anderen Messekonzepts" sei aufgegangen. "Wir hatten schon am Mittag des ersten Messetages die gesamte Besucherzahl des letzten Jahres erreicht", freute sie sich. Ihr Ziel ist es, immer mehr Menschen zusammenzuführen, die mit Reinräumen zu tun haben. "Das umfasst ja mittlerweile viele Branchen, selbst das Bundeskriminalamt arbeitet mit Reinraumtechnik." Die Cleanzone solle beim Zusammenwachsen der Branche als Ort der Begegnung und des Voneinander-Lernens einen Beitrag leisten.
"Das Fachpublikum ist hier", stellte Frank Spehl, Vertriebsleiter der AAF-Lufttechnik GmbH, nach eigenen Angaben ältester Luftfilterhersteller der Welt, erfreut fest. "Dennoch könnten es noch mehr Besucher sein", wünschte er sich, meinte aber: "Man muss der Messe Zeit geben, sich zu entwickeln." Wichtig für ihn sei, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimme. Sein Unternehmen präsentierte auf der Cleanzone das neuartige Filtermaterial "Nelior", mit dem sich dank des reduzierten Druckverlustes hohe Energieeinsparungen erreichen ließen.
Thomas Wollstein, beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI) zuständig für Facility Management und damit auch für das Thema Reinräume, nutzte die Cleanzone unter anderem für ein Treffen mit einer Gruppe von Messtechnik-Spezialisten. "Uns geht es um die Entwicklung einer Klassifizierung der Luftreinheit im Nanopartikelbereich", erklärte er. Dadurch, dass beispielsweise Chips immer kleiner und die Messmethoden immer genauer würden, stiegen die Anforderungen an die Reinheit. "Was früher als kleines Partikel galt, ist für uns heute so groß wie eine Kartoffel", sagte er. Wie sehr Reinräume inzwischen auch für Produkte des Alltags an Bedeutung gewonnen haben, erklärte Wollstein im Gespräch mit reinraum-online anhand von Toastbrot. Dank verbesserter Herstellungsverfahren konnte die Keimbelastung deutlich verringert werden. "Das führt dazu, dass das Toastbrot nicht mehr so schnell schimmelt wie früher." Der Cleanzone 2013 machte er ein Kompliment: "Die Messe hat sich deutlich nach oben entwickelt."
Über "sehr gute Gespräche auf der Cleanzone" freute sich Prof. Gernod Dittel, CEO von Dittel Engineering. "Das Publikum ist sehr international", sagte der Fachmann für Planung, Qualifizierung und Messtechnik im Reinraumbereich. Er sieht die Cleanzone nicht als Verkaufsmesse, sondern als Ort der inhaltlichen Diskussion und des wissenschaftlichen Austauschs. "Hier haben die Leute endlich mal Zeit, um miteinander zu sprechen." Er gibt der Messe in Frankfurt auf jeden Fall eine Zukunft. Schließlich gebe es noch viele Firmen, "die hier sein sollten."
Für Ruth Lorenz, Bereichsleiterin Neue Veranstaltungen der Messe Frankfurt, war die zweite Cleanzone die erste. "Ich habe den Bereich erst vor kurzem übernommen", sagte sie zu reinraum-online. Nicht nur deshalb fand sie die Messe "super spannend". Zwar habe sie zuvor nie direkt etwas mit Reinräumen zu tun gehabt, "doch hier kann ich die Dinge wirklich greifen." Die Tatsache, dass sehr viele Besucher aus dem Ausland kommen sieht sie als Beweis für die Attraktivität der Cleanzone. Auch beim Blick in die Zukunft wird ihr nicht Bange: "Die Messe hat ein sehr gutes Potenzial." Dennoch dürfe man nicht außer Acht lassen, "dass wir uns in einer Nische bewegen." Wo sie die Cleanzone in fünf Jahren sieht? "Als eine Plattform, wo sich die Branche trifft."
Dazu sollen ihr auch die 120 Vertretungen der Messe Frankfurt in aller Welt beitragen, sagte Veranstaltungsmanagerin Anja Diete. Sie freute sich nicht nur über die beim zweiten Mal von 40 auf 50 gestiegene Ausstellerzahl, sondern auch darüber, "dass die Unternehmen dieses Mal wesentlich mehr Exponate mitbrachten als im Vorjahr", in dem Prospekte noch stärker dominiert hatten. Das habe wesentlich mehr Leben in die Halle gebracht.
Seit rund 40 Jahren beschäftigt sich Dr. Lothar Gail mit Fragen der Reinraumtechnik und berät Unternehmen in Fragen der GMP. Er freute sich, dass es gelungen sei, mit der Cleanzone eine attraktive Messe für die Branche zu schaffen. "Das ist hier alles gut organisiert und zeigte einen repräsentativen Querschnitt", stellte er fest. Gail leitete auf der Cleanzone Plaza eine Podiumsdiskussion zum Thema "Neue Reinraumstandards – Revision der ISO 14644-1 und -2". Sein Fazit: Die Zeit nationaler Standards ist endgültig vorbei: "Es gibt weltweit nur eine Reinraumtechnik mit international gültigen Regeln."
Für Roman Czech, Geschäftsführer der Cleanroom Technology Austria GmbH und erster Vorsitzender der Österreichischen Reinraumgesellschaft (ÖRRG), ist die Cleanzone ein Pflichttermin: "Hier trifft man sich." Fünf der rund 100 ÖRRG-Mitglieder präsentierten sich in Frankfurt an einem Gemeinschaftsstand und informierten dort unter anderem über Geräte zur mobilen Sterilluftversorgung in Operationsräumen, Monitoringsysteme und Luftfilter. Der Messeauftritt zielt für Czech in zwei Richtungen: einerseits ins internationale Branchennetzwerk, andererseits in heimische Gefilde: "Die österreichischen Besucher sollen sehen, was wir für die Branche tun."
"Die Cleanzone ist ein wichtiger Termin in meinem Kalender", bekannte Dr.-Ing. Jürgen Blattner, Chef des Ingenieur-Büros BSR, "denn hier treffen sich die Leute und tauschen sich aus." Für ihn standen die Reinraum-Standards im Mittelpunkt, weshalb er den Austausch mit den Kollegen von VDI und ISO suchte. Frankfurt hält er für einen idealen Messeplatz, der von überall her leicht zu erreichen sei. Auch 2014 will Blattner wieder mit einem eigenen Stand auf der Cleanzone vertreten sein. Der Termin, 21. und 22. Oktober 2014, steht schon in seinem Kalender.
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